Ersatzteile – hast du keins, druck dir eins

Häuser, Prothesen, Zahnersatz, Spezialteile nach Kundenwünschen für Autobauer, alles  aus dem 3-D-Drucker, sind bekannt.“Additive Technik“ kann aber auch die Antwort auf die Frage sein: reparieren – oder aufgeben?

Sie erinnert sich noch, wie sie sozusagen angefixt wurde:
Es ist schon etliche Jahre her, dass Stefanie Brickwede mit Praktikanten die CEBIT für Informationstechnik in Hannover besuchte und die jungen Leute vorschlugen, sich auch mal bei den 3-Druckern umzuschauen. So erzählt sie es in einem Interview der Publikation „Industry of Things“.

Die Technik hat sie auf Anhieb fasziniert und ihre Fantasie beflügelt.
Im 3-Druck erkannte sie die Chancen, Ersatzteile fertigen zu lasssen, die auf dem Markt entweder gar nicht mehr oder nur noch mit sehr viel Zeitverlust, Aufwand und hohen Kosten zu beschaffen waren.

Die studierte Ökonomin leitet bei der Deutschen Bahn AG das Projekt 3-D-Druck.
Den Anfang machten schlichte gedruckte Mantelhaken aus Plastik, einem relativ simplen Teil, das man aber natürlich nicht im Baumarkt kaufen kann, so Stefanie Brickwede. Schicht um Schicht aufgetragen, „Additive Fertigung“ eben.

Radlagerdeckel aus dem 3-D-Drucker

Heute ist man stolz auf 26 000 ausgedruckte Teile seit 2015: Lüftungsgitter aus Plastik, Kopfstützen, Ersatzteile für Kaffeemaschinen im Bordbistro, Lüfterräder, Führungshülsen für Schlösser an der Fahrertür, grosse Stücke wie Radsatzlagerdeckel aus Metall, Staubschutzkappen fürs Bremssystem oder die sog. Kastenkulisse, ein schweres Metallteil für den sicheren Wagenlauf in Kurven…
Auftragsvergaben an rund 300 spezialisierte 3-D-Druck-Partnerfirmen.

Der Charme von 3-Druck liegt nicht zuletzt darin, Güter langlebiger zu machen durch Reparaturen, wo immer möglich. Maschinen, aber z.B. auch alte Loks.
Sich von krisenanfälligen, schwierigen Lieferkettenn z.B. aus Fernost unabhängiger zu machen – nicht erst seit Corona grassiert.

Sicherer Wagenlauf: Kastenkulisse aus dem 3-D-Drucker

Schon bei der Entwicklung technischer Teile mit zu planen, wie sie bei Bedarf später einmal möglichst effizient per Druck ausgetauscht werden können.
3-D-Druck spart Material. Es ist möglich, Einzelstücke oder kleine Mengen statt überflüssiger Serien zu fertigen, und dabei fällt natürlich auch kaum oder wenig Abfall an. Lagerhaltung kann man sich sparen.

Es sind solche Themen, für die Stefanie Brickwede mehr Frauen in Fach- und Führungspositionen begeistern will, so wie sie quer einzusteigen, ohne unbedingt von Haus aus Ingenieurin oder Technikerin zu sein.
Auch dafür engagiert sie sich als Geschäftsfüherin des Netzwerks „Mobility goes Additive“, einem DB-Zusammenschluss von mehr als 100 Anwendern, Druckmaschinenherstellern, Universitäten, Startups…
Und mit 3-Druck umzugehen lernen inzwischen auch Azubis in den Instandhaltungswerken der Bahn.

Reparieren statt wegwerfen – wie oft müssen Verbraucherinnen und Verbraucher erleben, dass es leider keine Ersatzteile für technische Geräte mehr gibt. Manchmal fehlt nur ein simples Rändelrad an einer heiß geliebten, alten High-Fi-Anlage…
Das Umweltbundesamt hilft Hobbydruckern mit einer Anleitung fürs 3-D-Drucken und einem Leitfaden, wie sich Interessierte, so auch Reparaturwerkstätten und – Cafés, vernetzen können. Sperriger Titel: “Wiederverwendung durch Reparatur stärken – Potenziale des 3-D-Drucks zur Ersatzteilbeschaffung nutzen“.

Industriell bewährt sich 3-D-Druck in der Medizintechnik für Orthesen, Prothesen, Zahnersatz und in der Hörgeräteproduktion. Aber auch für Brillengestelle, für individuelle Fahrradteile oder Autoausstattungsdetails nach Kundenwünschen.
Die Perspektiven des industriellen 3-D-Drucks sind in Deutschland mit seiner Maschinenbau-Tradition gut.

Zur massenhaften industriellen Produktion taugt der 3-Druck allerdings nicht. So wie es aussieht, wird die „Additive Fertigung“ aber über kurz oder lang Teile in Serie liefern können.

 

 

 

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